Pressetermin: Mittwoch, den 23.09.2020 um 14.00 Uhr im großen Sitzungssaal der Stadt Füssen
mit dem Ersten Bürgermeister der Stadt Füssen, Herrn Maximilian Eichstetter und dem Vorstand der Sparkasse Allgäu, Herrn Manfred Hegedüs
Im 17. und 18. Jahrhundert war eine besonders aufwendige Form der Geigenfamilie als Soloinstrument beliebt, die Viola d’amore. Sie wurde wie eine Violine gespielt und hatte sechs oder sieben Spielsaiten, die je nach Stück unterschiedlich gestimmt sein konnten. Sie besaß unter den Spielsaiten eine meist gleiche Anzahl von sogenannten Aliquotsaiten, die nicht direkt angespielt wurden, sondern als Resonanzsaiten mitschwangen. Diese verliehen der Viola d’amore einen silbernen, als besonders lieblich geschätzten Klang. Das älteste erhaltene Instrument dieser Art stammt von dem Füssener Lautenmacher Raphael Möst und wurde 1643 hergestellt. Es zählt heute zu den Schätzen des Tiroler Landesmuseums in Innsbruck.
Aufgrund einer großzügigen Spende der Sparkasse Allgäu ist es der Stadt Füssen nun möglich geworden, eine Viola d’amore von 1744 für die Sammlung des Museums der Stadt Füssen von einem Musikliebhaber und Sammler zu erwerben.
Es handelt sich dabei um eine kleine Viola d’amore aus der Hand von Johann Ulrich Eberle, einem gebürtigen Vilser (geb. 2. Juli 1699, gestorben am 2. Juli 1768 in Prag).
Das Instrument trägt einen Zettel mit dem Text „Joan. Udalricus Eberll fecit Pragae 1744“. Es war ursprünglich mit je 7 Spiel- und Resonanzsaiten versehen. 2007 wurde das Instrument im Auftrag seines letzten Besitzers aufwendig restauriert. Es ist momentan mit 6 Spielsaiten versehen.
Eberle arbeitete als Geselle bei Thomas Edlinger in Prag, erhielt dort 1726 das Bürgerrecht und heiratete im Jahr darauf. 1736 erwarb er das Haus Konventsgasse (Konviktská ulice) Nr. 296.
Johann Ulrich Eberle gilt als einer der bedeutendsten Hersteller von Viole d’amore und als erster charakteristischer Vertreter der Prager Geigenmacherschule.
Die kleine Viola d'amore von Johann Ulrich Eberle ist in der Geigensammlung des Museums ausgestellt.
Das Museum der Stadt Füssen kann jetzt seine Sammlung zum Füssener Lauten- und Geigenbau um ein weiteres historisches Original erweitern. Es handelt sich um eine Viola aus der Werkstatt des Füssener Geigenmachers Joseph Benedikt Gedler, die 1808 gebaut wurde.
Das Instrument, dessen Korpus und hellbrauner Lack erstaunlich gut erhalten sind, war bereits von der Londoner Musikinstrumentenhandlung Ingles & Heyday in ihren Auktionskatalog aufgenommen worden. Nachdem die Füssener Bratsche dort nicht gleich verkauft wurde, besann sich der Frankfurter Eigentümer Martin Kiesow darauf, das Familienerbstück dem Museum der Stadt Füssen zum Kauf anzubieten. Dieses
Angebot nahmen Museumsleiter Dr. Anton Englert und der Erste Bürgermeister Paul Iacob sofort wahr. Nach der Prüfung der Echtheit erwarb das Museum der Stadt Füssen das Instrument mit Hilfe von Spendenmitteln der Sparkasse Allgäu. Martin Kiesow freut sich sehr darüber, dass er in dieser Weise zur Erhaltung des Füssener Kulturerbes beiträgt: ”Mein Großvater August Störkel aus Wehrheim im hessischen Taunus hat die Bratsche kurz nach dem zweiten Weltkrieg erworben und sehr gerne darauf gespielt.” Es ist nicht mehr bekannt, wer die Füssener Viola davor besessen hat, auf jeden Fall wurde sie sehr gut behandelt und aufbewahrt.
Auf einem schlichten Zettel in der Bratsche steht in gedruckter Frakturschrift der Text ”Joseph Benedikt Gedler, Geigenmacher in Füssen 1808”. Die ”08” ist, wie damals üblich, handschriftlich ergänzt. Joseph Benedikt Gedler lebte von 1755 bis 1830 und war in der schwierigen Zeit nach der Säkularisation von 1803 einer der letzten fünf Füssener Geigenmacher. Kurz nach seinem Tod gab der letzte Geigenmacher Joseph
Alois Stoß im Jahr 1835 sein Handwerk auf. Erst anderthalb Jahrhunderte später richtete sich mit Pierre Chaubert 1982 wieder ein Geigenbaumeister in Füssen ein.
Ihm sind seitdem weitere Saiteninstrumentenbauer nach Füssen gefolgt. Pierre Chaubert kann aufgrund der Bauart und der stilistischen Details der Bratsche bestätigen, dass sie aus der Werkstatt Joseph Benedikt Gedlers stammt. In der Fachliteratur werden Gedlers Geigen für ihre sauber geschnittenen Einlagen, die
elegant gezogenen F-Löcher und einen guten, hellen Klang gelobt.
Joseph Benedikt Gedler kam aus einer Füssener Geigenmacherfamilie; sein Großvater Norbert Gedler wurde in den 1720er Jahren Hoflauten- und Geigenmacher des Fürstbischofs von Würzburg und verstarb dort in jungem Alter. Joseph Benedikts Vater Johann Anton Gedler gründete nach einer Lehre bei Simpert Niggl 1752 eine eigene Werkstatt in Füssen, in der Joseph Benedikt ausgebildet wurde. Seine Bratsche von 1808 kann jetzt in der Lauten- und Geigensammlung des Museums der Stadt Füssen besichtigt werden.
München/Füssen. Es ist mit Abstand das älteste Instrument im Besitz des Museums der Stadt Füssen. Und es erzählt eine spannende Geschichte: die Wolf-Laute. Vor kurzem haben das Heimat- und das Kunstministerium das Instrument aus der Mitte des 16. Jahrhunderts unter die „100 Heimatschätze“ Bayerns gewählt. Das gab das Museum der Stadt Füssen in einer Pressemitteilung bekannt. Über 1300 bayerische nichtstaatliche Museen konnten sich an dem Wettbewerb beteiligen, den die beiden Ministerien gemeinsam mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen sowie dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege ausgeschrieben hatten. Am Freitag, den 13. Juli 2018 prämierten Finanzminister Albert Füracker sowie Kunstministerin Prof. Dr. med. Marion Kiechle in der Residenz in München die ausgewählten Objekte.
Die Wolf-Laute trägt in ihrer Muschel einen Zettel mit der Aufschrift „Wolfgang Wolf zue Fießen“. Dieser Handwerker stammt aus einer alten Lautenmacherfamilie. Der erste Beleg für einen seiner Vorfahren ist der Erwerb des Füssener Bürgerrechts durch den Lautenmacher Jorig Wolf. Das war 1493. Und hier wird es spannend: Denn die Jahreszahl erinnert an die Entdeckung der neuen Welt und die Eroberung Granadas im Jahr zuvor, indessen Folge Araber und Juden konvertieren oder aus Spanien fliehen mussten. Dazu gehörte auch die jüdische Musikersippe Olmaliach - und diese nahm den Namen Lopez, Lupo bzw. Wolf an. „Die Abstammung Jorig Wolfs von dieser Familie ist nicht nachgewiesen, aber denkbar“, sagt Museumsleiter Dr. Anton Englert.
Dem Betrachter erzählt die Laute aber noch weitere interessante Geschichten. So zeugt sie etwa von der mehrhundertjährigen Tradition des Saiteninstrumentenbaus in der Stadt Füssen am Alpenrand. In dieser landwirtschaftlich kargen Gegend nutzten die Bürger die kostbaren, langsam wachsenden Hölzer des Bergwaldes für den Instrumentenbau. Durch die hohe Qualität ihres Handwerks und die günstige Lage
Füssens am Handelsweg zwischen Augsburg und Venedig fanden die Füssener Handwerker Käufer für ihre Instrumente in den Metropolen und Residenzen Europas.
Aufgrund ihres guten Rufs war es den Füssener Lauten- und Geigenmachern außerdem möglich, in vielen dieser Städte eigene Betriebe zu gründen. Nach dem Aussterben dieses Handwerks in Füssen zu Beginn des 19. Jahrhunderts haben sich mit dem ausgehenden 20. Jahrhundert wieder mehrere Geigenbauer angesiedelt.
Die Laute zeugt darüber hinaus von der Entwicklung der Musik in der frühen Neuzeit:
Ursprünglich gebaut als Renaissancelaute mit einer Muschel aus 15 Eibenholzspänen und einer fein gearbeiteten Rosette als Schallloch, hatte sie vermutlich einen Knickhals mit zehn oder elf Saitenpaaren, den sogenannten Chören. Der Rand der Fichtendecke ist zeittypisch mit grünem Seidenband überzogen. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Laute dann zu einer „French Lute“ erweitert. Mehr Saiten wurden angebracht, ein zweiter Wirbelkasten für tiefere Tonlagen am Hals angesetzt. Dadurch sollte es dem Musiker einfacher gemacht werden, barocke Musik zu spielen. Eine Inschrift im Lautenkasten datiert diesen Umbau.
Dr. Englert freut sich, dass die Wolf-Laute unter die „100 Heimatschätze“ gewählt wurde: „Es war eine wahre Freude, die Bewerbung für dieses besonders alte und vielsagende Instrument zu schreiben. Für die Prämierung und den Zuschuß zur Museumsarbeit sind wir sehr dankbar.“
Der Wettbewerb ist mit 1000 Euro pro prämiertem Objekt dotiert. Derzeit ist ein Buch in Vorbereitung, das die „100 Heimatschätze“ beleuchtet. Es soll Ende des Jahres herauskommen.
Die Wolf-Laute ist im Museum der Stadt Füssen permanent ausgestellt.
Füssener Lauten- und Geigenbau europaweit
von Josef Focht, Klaus Martius und Thomas Riedmiller
231 Seiten, farbig illustriert im Großformat 30 x 24 cm
erschienen im Friedrich Hofmeister Musikverlag in Leipzig (www.hofmeister-musikverlag.com)
Erhältlich im Museum der Stadt Füssen und im Buchhandel für 62,- €
Am 1. Dezember 2017 erschien im Museum der Stadt Füssen das Buch Füssener Lauten- und Geigenbau europaweit. Mitherausgeber sind das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg und das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig.
Über das Buch
Der Füssener Lautenbau prägte in der Frühen Neuzeit die Herstellung von Saiteninstrumenten in weiten Teilen Europas. Möglich wurde dies durch die Lage an einem wichtigen Handelsweg zwischen Deutschland und Italien und den Zugang zu hochwertigen Holzarten am nördlichen Alpenrand.
Die drei Autoren stellen anschaulich dar, wie Lauten- und Geigenmacher aus Füssen ihr Handwerk ausübten und sich in den Handelsmetropolen und Residenzstädten südlich und nördlich der Alpen etablierten. Dabei entsteht ein faszinierendes Bild europäischer Kultur- und Musikgeschichte vom 15. bis ins 19. Jahrhundert.
Die zahlreichen Abbildungen des Buches entstammen den Sammlungen historischer Saiteninstrumente des Museums der Stadt Füssen, der Universität Leipzig und des Germanischen Nationalmuseums sowie weiteren öffentlichen und privaten Sammlungen.
Die Autoren
Es ist kein Zufall, dass dieses Buch von drei Autoren gemeinsam konzipiert und geschrieben wurde, denn ihre Zusammenarbeit beim großen Forschungskomplex des Füssener Instrumentenbaus reicht dreißig Jahre zurück. Eine lange Reihe von Detailprojekten führte mal zwei, mal drei von ihnen in wechselnder Federführung immer wieder zusammen, wobei die jeweils zuvor allein erworbenen Daten und Erfahrungen bereichernd zusammenfließen konnten. Sei es die Sammlung Schreinzer im Germanischen Nationalmuseum oder der Aufbau einer Lautensammlung im Museum der Stadt Füssen, sei es die Untersuchung, Restaurierung oder der Erwerb einzelner Objekte, seien es die Monographien ausgesuchter Lauten- und Geigenbauer, der Klostermusik von St. Mang, des europäischen Lautenkartells der frühen Neuzeit oder aber der Aufbau spezieller Datenbanken für Lauten, Geigenzettel oder Brandstempel. So wie die Stadt Füssen in ihrem Wappen drei Füße besitzt, ruht auch dieses Buch auf drei Säulen: der Musikforschung, der Restaurierung und der Sozialgeschichte.
Josef Focht (geb. 1961) studierte in München, Wien und Tübingen Musik- und Kulturwissenschaften sowie Kontrabass und Klavier. Er hat eine Professor für Organologie an der Universität Leipzig inne und leitet dort das Musikinstrumentenmuseum.
Klaus Martius (geb. 1954) studierte Germanistik und Lateinische Philologie, ehe er seine Ausbildung zum Restaurator absolvierte. Er betreut am Institut für Kunsttechnik und Konservierung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg die Sammlung historischer Musikinstrumente.
Thomas Riedmiller (geb. 1951) studierte an der Universität Tübingen Empirische Kulturwissenschaft, Neuere und Osteuropäische Geschichte. Ab 1987 konzipierte er den Neuaufbau des Museums der Stadt Füssen, das er von 1990 bis 2016 ebenso wie das städtische Kulturamt leitete.
Bereits zum vierten Mal gastierte die Deutsche Lautengesellschaft mit ihrem Festival im Museum der Stadt Füssen und erwies damit der „Wiege“ des europäischen Lautenbaus seine Referenz. In diesem Jahr war die Veranstaltung europäisch ausgelegt: Aus vielen Ländern Europas waren Künstler und Wissenschaftler eingeladen oder wurden von den „lute societies“ nach Füssen entsandt, um hier für regen Informationsaustausch untereinander zu sorgen.
Es gibt auf der Welt kaum eine vergleichbare Gelegenheit, so viele Instrumententypen, so viele Konzerte, so viele Vorträge, kurz: so viel Laute an einem Ort zu erleben. Somit war das Festival in Füssen ein Hochgenuss für alle Liebhaber des Instruments und zugleich ein Schaufenster für all jene, die es kennen lernen möchten.
Geboten wurden 17 Konzerte und 12 Vorträge, die unterschiedlichste und vielfältigste Facetten der Laute und ihrer Musik vorstellten. Zahlreiche Lautenbauer zeigten ihre Instrumente in einer Ausstellung.
In einem öffentlichen Meisterkurs für Lautenisten wurde an Feinheiten der Interpretation gearbeitet.
Mit dem Konzert des Europäischen Lautenorchesters in der Christuskirche fand das Festival seinen krönenden Abschluss.
Für Kinder und Familien gab es am Samstagnachmittag ein speziell zugeschnittenes Programmangebot.
Kraftschluss zwischen den Jahrhunderten –
modernes Zahnrad treibt barocke Mechanik an.
Der Zusammenfall zweier Jubiläen beschert der Stadt Füssen jetzt die Wiederinbetriebnahme der barocken Uhr im Klosterhof. Ermöglicht wird dies durch eine großzügige Spende der traditionsverbundenen Füssener Uhrmacherfamilie Prinz (Firma Wollnitza), die im 300. Jubiläumsjahr des Barockklosters St. Mang auch ihr eigenes 125. Firmenjubiläum begeht. Die von Uhrmachermeister Ralph Prinz geführte Firma wurde 1892 in Schlesien gegründet.
Das von Thomas Barensteiner zwischen 1718 und 1723 geschaffene zentrale Uhrwerk des Klosters St. Mang wurde im Zuge der Säkularisation von 1803 ausgebaut. Seitdem zeigten die zahlreichen Zifferblätter im Klosterhof, in der Klausur und im Festsaal des Klosters keine Zeit mehr an. Der Leiter des Turmuhrenmuseums in Mindelheim, Wolfgang Vogt, hat letztes Jahr den Füssener Bürgermeister Paul Iacob auf die Möglichkeit hingewiesen, die drei Uhrzeiger am und im Torhaus des Klosters wieder in Betrieb zu nehmen. Ralph Prinz, der bereits die Turmuhr im Hohen Schloss betreut, ließ sich sofort von der Idee begeistern und sagte eine entsprechende Spende zu. Anfang 2017 ergänzte einer der letzten deutschen Turmuhrenmacher, Markus Burmeister aus Sigmarszell, die barocke Mechanik der drei Uhrzeiger am Klosterhoftorhaus mit historischen und neu hergestellten Ersatzteilen und schloss sie an ein elektrisches Motorzeigerwerk und eine taktgebende Funkuhr an. Dabei wurde die Auflage der Denkmalschutzbehörde eingehalten, dass die „historischen Bauteile vollständig erhalten“ bleiben. Bei der Untersuchung der vorhandenen Mechanik ergab sich, dass die verlorengegangene Konventuhr die Uhrzeiger im Klosterhoftorhaus mit einer Zeigerleitung ansteuerte, die sich alle zwei Stunden einmal um ihre Achse drehte. Diese Zeigerleitung wurde jetzt motorangetrieben wieder hergestellt. Von der Zeigerleitung werden die Stundenzeiger im Klosterhof und an der Decke im Torhaus durch eine Hohltrieb-Kronrad-Übersetzung von 6 auf 36 Zähne verlangsamt angetrieben, während der Viertelstundenzeiger oben am Torhaus mit einer Übersetzung von 20 auf 10 Zähne beschleunigt wird.
Ein originelles Detail an der Wiederinbetriebnahme ist, dass der Turmuhrenmacher auf seiner Suche nach einem fehlenden Kronrad für die Deckenuhr ein passendes, mehrere Jahrhunderte altes, handgeschmiedetes Exemplar mit 36 Zähnen im Internet ersteigern konnte. Die Klosterhofuhr stammt aus einer Zeit, als man die geschlagenen Viertelstunden gerne auf einem zusätzlichen, kleineren Zifferblatt anzeigen wollte. Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts begriff man, dass der kleine Viertelstundenzeiger als großer Minutenzeiger viel bessere Dienste leisten würde. Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Franz Matsche, der das Kloster St. Mang zurzeit intensiv studiert, macht darauf aufmerksam, dass die zentrale klösterliche Zeitmessung ein „internes Mittel des Strebens nach Ordnung und Disziplin“ war. „An ihr erkennt man, dass der Reformwille wirklich echt gewesen ist und nicht nur Show.“
Nun kann man im Klosterhof bequem nach der Uhr schauen, nur das Ablesen ist etwas verwirrend - oben die Viertelstunden, unten die Stunden. Die dazugehörige Glocke ist leider nicht mehr vorhanden.
Am 15. Februar 1717 wurde die Klosterkirche St. Mang nach ihrem Umbau zu einer prunkvollen Barockkirche eingeweiht. Nur wenige Monate darauf, am 27. Oktober, starb der Baumeister Johann Jakob Herkomer in einem der Gästezimmer des von ihm neuentworfenen Benediktinerklosters.
Das Barockkloster St. Mang zählt zu den eindrucksvollsten Klosteranlagen im süddeutschen Raum. Denn es gelang Herkomer, die alten unregelmäßig angelegten Gebäude an einem steilen Hang über dem Lech in ein wohlproportioniertes Gesamtkunstwerk nach der neuesten italienischen Mode zu verwandeln.
Dieses Gesamtkunstwerk „Kloster St. Mang“ wird im Jubiläumsjahr auf vielfältige Weise präsentiert, erklärt und gefeiert.
In der Zeit zwischen den beiden Jubiläumsdaten finden jeden Samstag kostenlose Führungen durch Kirche und Kloster St. Mang statt. Im Museum der Stadt Füssen, das im Kloster eingerichtet ist, können Besucher die barocken Repräsentationsräume besichtigen, sich mit der Regel des heiligen Benedikt vertraut machen und die Ausstellung „Schatzkammer am Lech“ zur Baugeschichte und Funktion des Klosters besuchen. An sieben Mittwochabenden werden Fachleute Vorträge zur Architektur, Spiritualität und Politik des Klosters St. Mang im 18. Jahrhundert halten. Dazu kommen Führungen, Exkursionen, Gottesdienste, Lesungen und Konzerte.
Im Programm der „Kaisersaalkonzerte“ wird sich 2017 das Jubiläumsthema, z. B. mit barocker Musik wieder finden. Das renommierten Kammermusikfestival vielsaitig steht im Jubiläumsjahr unter dem Motto „Staunen“ und wird musikalisch zum Ausdruck bringen, wie das Barockkloster St. Mang seit seiner Entstehung die Menschen immer wieder ins Staunen versetzt hat und es auch weiterhin tun wird.
Broschüre Jubiläumsprogramm (655 KB)
Ein Gemeinschaftsprojekt von Pfarrei St. Mang, Volkshochschule und Kulturamt der Stadt Füssen
Vortrag von Dr. Jörg Skriebeleit, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Sie wuchsen beide in Füssen auf: Hermann Wegscheider (geb. 1880) und Max Koegel (geb. 1894). Beide entstammten demselben sozialen Milieu: Hermann Wegscheider, ein gelernter Bäcker, zwischenzeitlicher Emigrant und Arbeiter, wurde im Herbst 1939 als politischer Gegner der Nationalsozialisten verhaftet. Max Koegel, ein Almhirte und Bergführer, trat schon am 1. Juni 1932 der SS bei.
Sie haben sich vermutlich nicht gekannt, dennoch verbindet beide ein Ort, dessen Name für eines der schrecklichsten nationalsozialistischen Konzentrationslager im Deutschen Reich steht: Flossenbürg. Hermann Wegscheider wird dort als Häftling mit der Nummer 2226 am 18. Mai 1941 als tot registriert. Max Koegel wird in diesem Lager knapp zwei Jahre später am 10. Mai 1943 Kommandant.
Ort: Museum der Stadt Füssen, Barockkloster St. Mang, Lechhalde 3, 87629 Füssen
Eintritt frei
Donnerstag, 3. November 2016, 19.00 Uhr
Dr. Matthias Memmel, Bayerische Schlösserverwaltung
Der Löwe ist Bayerns Symbolfigur schlechthin. Grund dafür ist die lange und enge Beziehung des Wittelsbacher Herrscherhauses zum König der Tiere. Denn der Löwe war über Jahrhunderte hinweg weit mehr als nur das Wittelsbacher Wappentier.
Zeugnisse von Löwenhaltung in Bayerns Residenzen und die Sage vom Löwenbezwinger Herkules als Ahnherr der Wittelsbacher sind nur zwei Aspekte, die der Kunsthistoriker Dr. Matthias Memmel von der Bayerischen Schlösserverwaltung an diesem Abend vorstellen wird.
Nach einem reich bebilderten Kurzvortrag werden bei einem Gang durch die Ausstellung ausgewählte Höhepunkte präsentiert. Dort erwartet die Besucher unter anderem ein von König Ludwig II. ausgemusterter Löwe sowie der vielleicht meistfotografierte Löwe der Welt.
Ort: Museum der Stadt Füssen, Barockkloster St. Mang, Lechhalde 3, 87629 Füssen
Eintritt frei
Das Museum der Stadt Füssen hat aus privater Hand zwei gefasste Holzfiguren erworben, die dem Füssener Bildhauer Anton Sturm (1690-1757) zugeschrieben werden. Der in Tirol geborene Künstler zog im Zusammenhang mit dem barocken Umbau der Benediktinerabtei St. Mang nach Füssen, wo er seine Werkstatt einrichtete. Die beiden Figuren stellen Maria und den Lieblingsjünger Johannes als Teile einer Kreuzigungsgruppe dar. Sie stimmen in allen wesentlichen Details mit den Holzfiguren einer lebensgroßen Kreuzigungsgruppe in der Benediktinerabtei Ottobeuren überein, die Anton Sturm 1733 fertigte. Aufgrund der großen Übereinstimmung ist es wahrscheinlich, dass die neuerworbenen Figuren als Bozzetti (Modelle) für die lebensgroßen Figuren gedient haben.
Im Magazin des Museums der Stadt Füssen befindet sich bereits ein sehr fein gearbeiteter Cruzifixus (gekreuzigter Jesus), der ebenfalls Anton Sturm zugeschrieben wird und der gut zum Maßstab der beiden neuerworbenen Figuren passt. Damit ergibt sich die Möglichkeit, alle drei Figuren zu einer Kreuzigungsgruppe zu vereinen und an einem würdigen Platz auszustellen, auf dem Altar des Kapitelsaals unmittelbar neben dem Mönchschor der Kirche St. Mang.
Der Zeitpunkt, ab wann die Figuren zu besichtigen sind, wird in der Presse und auf der Internetseite der Stadt Füssen bekannt gegeben.
Museum der Stadt Füssen, Barockkloster St. Mang, Lechhalde 3, 87629 Füssen
Dieser neu gestaltete Bereich im Museum der Stadt Füssen ist seit Mai 2015 eröffnet:
Die „Schatz- und Wunderkammern am Lech“ sind ein Interreg IV Projekt, gefördert durch Mittel der Europäischen Union.
Das Museum der Stadt Füssen ist dabei Partner des Projektträgers Elbigenalp im Tiroler Lechtal.
In der "Schatzkammer" in Füssen wird die Geschichte des Benediktinerklosters St. Mang nacherzählt. Als das Kloster St. Mang 1802 säkularisiert wurde, bestand es fast tausend Jahre. In dieser Zeit prägte die Abtei als Mittelpunkt des Glaubenslebens, als kultureller Kristallisationspunkt und vor allem als Herrschafts- und Wirtschaftszentrum das Füssener Land. Vom Kloster St. Mang ging sicherlich die Zivilisationsgeschichte des Lechtals aus.
So kann man auf anschauliche Art erfahren, wie sich die Klosterherrschaft entlang des Lechs entwickelte, wie sich Handwerker und Künstler aus dem Lechtal im Füssener Land entfaltet haben oder auch welchen Einfluss Lechtaler als Äbte des Klosters St. Mang im Füssener Land ausübten.
Die sehenswerte "Wunderkammer" ist in Elbigenalb zu besichtigen, nur eine Stunde Autofahrt lechaufwärts von Füssen:
Wunderkammer Elbigenalp, Dorf 47, A-6652 Elbigenalp
+43 (0)5634 20024infowunderkammertirol
www.wunderkammer.tirol
Ankauf einer Laute für das Museum der Stadt Füssen im Dezember 2015:
Hans Socher Postmeister und LautenmacherDie Lautenmuschel besteht aus 19 Eibenspänen und ist signiert mit einem eingeklebten handgeschriebenen Zettel:Hanß Socher in Fiesen Anno 1609 Die originale Laute wurde Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer gitarrisierten Wandervogellaute umgebaut. Jedoch fand die filigran ausgestochene Rosette auf der neuen Decke wieder Verwendung.Hans Socher wird erstmals 1606 als Postverwalter erwähnt und wohnte im Haus Tiroler Straße 7 und 9. Er lieferte Lauten im Wert von 28 Gulden an Magnus Tieffenbrucker nach Perugia im Jahr 1627. Während der Wirren des 30jährigen Kriegs verstarb Hans Socher in Füssen.Das Museum erwarb diese Laute 2015 aus der Sammlung Krötz/Kapfer, Murnau. Finanziert wurde der Ankauf durch eine Spende anlässlich der Feier von Hans-Joachim Schirmer zu seinem 80. Geburtstag.
Als Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 stand Deutschland im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit. Dies bot eine einmalige Chance, Deutschland als ein weltoffenes, wettbewerbsstarkes und zukunftsfähiges Land zu präsentieren.
Deutschland ist nicht nur ein Land der Fußballbegeisterten, sondern vor allem ein attraktiver Standort für Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ bezieht sich deshalb auf die vielen anderen Aspekte unseres Landes, die auch nach der Weltmeisterschaft den Menschen in aller Welt im Gedächtnis bleiben sollen.
„365 Orte im Land der Ideen“ war eins von fünf Kernprojekten der Initiative. Vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2006 stellte sich an jedem Tag ein Sieger des Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“ mit einer Veranstaltung der Öffentlichkeit vor. So entstand die größte Veranstaltungsreihe, die es jemals in Deutschland gab – und Füssen war am 23.08.2006 dabei!
365 Orte – das sind nicht Orte im geographischen Sinn. Ein Ort im Land der Ideen findet sich überall dort, wo Ideen entwickelt, gefördert oder bewahrt werden. Die Jury wählte die 365 Orte aus über 1.200 Bewerbungen aus.
Im Museum der Stadt Füssen wird die Erfindung und Entwicklung von Saiteninstrumenten im Füssener Land bewahrt und gepflegt. Die Lautenmacherstadt Füssen kann für die abendländische Musikkultur auf eine bedeutende Innovation verweisen. An diese beachtenswerte Geschichte knüpft das Festival vielsaitig an und präsentierte zur Eröffnung am 23. August 2006 mit verschiedenen Veranstaltungen unter dem Titel „Spiel mir das Lied mit der Laute“ das Museum der Stadt Füssen als Ort im Land der Ideen.
Nähere Informationen finden Sie auch unter www.land-der-ideen.de
Lechhalde 3, 87629 Füssen
Eingang durch den Klosterhof
Hier finden Sie das Museum im Stadtplan
30. Mai bis 8. November 2020:
Dienstag bis Sonntag
11 bis 17 Uhr
9. November 2020 bis 31. März 2021:
Freitag bis Sonntag
13 bis 16 Uhr
Sarah Brightman und Vincent Niclo singen in der Klosterbibliothek
Nach Vereinbarung (nur zu den regulären Öffnungszeiten und ab 10 Personen)
Buchung: Tel. +49 (0)8362 903143
Gebühr: 40 € zuzügl. Eintritt 4 € pro Person (max. 20 Personen)
Erwachsene 6 €, ermäßigt 4 €
Kombikarte Museen 7 €
Unter 18 Jahren frei
Schulklassen frei
Wir sind Partner der KönigsCard
Downloaden Sie hier den Flyer des Museums der Stadt Füssen (255 KB)