Kunst im öffentlichen Raum

Denkmäler

„Das auffallendste an Denkmälern ist, dass man sie nicht bemerkt“ (Robert Musil). Hier sollen nun einzelne Denkmäler, Standbilder aus Füssen vorgestellt und ihren historischen Bezügen nachgegangen werden. Die Denkmäler sollen wieder ins Bewusstsein gerückt werden, denn an ihnen manifestieren sich markante Ereignisse der Stadtgeschichte.

Max II. Denkmal am Marienfels in der Tirolerstraße

Max II., Denkmal am Marienfels, Tirolerstraße
© Max II., Denkmal am Marienfels, Tirolerstraße
Stadtarchiv Füssen

Am 26. Juni 1866 wurde das „am grotesken, malerischen Marienfelsen zunächst am Lechfalle“ errichtete Denkmal zu Ehren von König Maximilian II. feierlich enthüllt. Damit war Füssen die erste Stadt Bayerns, die dem 1864 verstorbenen König ein Denkmal setzte.
Das Gipsmodell für die Büste schuf der Coburger Bildhauer August Sommer (geboren 1839, gestorben 1921). Die Ausführung wurde dem Bildhauer und Gastgeb Karl Müller vom Weißhaus übertragen, der die portraitähnliche Plastik aus weißem Marmor von Schlanders im Vintschgau („Laaser Marmor“) herstellte. Das Ausbrechen der Nische aus dem Kalksteinfelsen in schwindelnder Höhe und das Anbringen der Beschriftungen übernahm der Füssener Steinmetzmeister Joseph Fichtl. Das waghalsige Hängegerüst konstruierte der Zimmerermeister Georg Fichtl.
Die Fassungen und farblichen Einstimmungen oblag dem Maler und Ratsmitglied Kaspar Schradler, der auch das gesamte Denkmalprojekt maßgebend organisiert hatte.
Die Kosten zur Herstellung des Monuments betrugen 857 Gulden. Neben einer Spendensammlung unter der Bürgerschaft wurden die Kosten über den städtischen Reservefond abgedeckt, das jedoch einer landgerichtlichen Genehmigung bedurfte.
Am Nachmittag des Festtags besichtigte dann auch die Königin-Mutter Marie das Denkmal.

Wittelsbacher Denkmal am Prinzregentenplatz

Wittelsbacher Denkmal,  Prinzregent Luitpold von Bayern am Prinzregentenplatz
© Wittelsbacher Denkmal, Prinzregent Luitpold von Bayern am Prinzregentenplatz
Stadtarchiv Füssen

Das Denkmal wurde zu Ehren des Wittelsbacher Königshauses, des Prinzregenten Luitpold von Bayern, vom Bildhauer Alois Mayer geschaffen und 1902 feierlich eingeweiht.
Prinz Luitpold übernahm die Regentschaft des Königreichs Bayern nach dem Tod Ludwig II. mit einer schweren, persönlichen Hypothek. Der rätselhafte Tod des entmündigten Königs Ludwig II. am 13. Juni 1886 rückte sein Verhalten in zweifelhaftes Licht. Im Laufe der Jahre gelang es ihm doch, seine persönliche Integrität glaubhaft darzustellen, im Volk für die Monarchie Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Respekt wiederzugewinnen. Sein bescheidenes Auftreten und sein hohes Alter, wie seine Frömmigkeit und Naturliebe waren dafür wichtige Komponenten.
Zu diesem populären Bild eines volksnahen Regenten und Landesvaters trug auch eine gesteigerte Bildnisproduktion bei. Im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit von Kunst mit Holzstichen in Illustrierten, die hohe Auflagen zuließen, der massenhaften Produktion von Postkarten, Lithografien und ldrucken und der Verbreitung des Mediums Fotografie, drang das Bild vom Prinzregenten tief in den privaten bürgerlichen und kleinbürgerlichen Bereich hinein.
Die bayerischen Städte wetteiferten geradezu miteinander um die Errichtung von Prinzregentendenkmälern. Die Bürgerschaft Füssens stiftete ihm zu Ehren 1902 das „Wittelsbacher Denkmal“. Den Auftrag für das Standbild erhielt der Münchner Bildhauer Alois Mayer (geboren am  3. März 1855 in Füssen, gestorben am  7. Oktober 1936 in München).
In seiner Ansprache zur Einweihung am 19. Oktober 1902 würdigte Regierungspräsident Ritter von Lermann dieses Denkmal: „Ein schönes wohlgelungenes Werk an freundlicher Stätte, im Hintergrund die himmelragenden Berge, so erhebt sich das Erzbild unseres durchlauchigsten Regenten, von Künstlerhand gebildet, nicht als Feldherr oder Kriegsmann, nicht als Herrscher auf ragendem Throne stellt ihn der Meister dar, sondern schlicht und einfach, wie sein Volk den vielgeliebten Herrn zu sehen gewohnt ist und zumal in seinen Bergen.“
So zeigt das bronzene Standbild  den Prinzregenten in ziviler Kleidung, im Gehrock. Im Sockel sind zwei Bronzereliefs eingelassen mit den Medaillons der bayerischen Könige Maximilian II. und Ludwig II.

Brunnen

Brunnen hatten früher in Städten die lebensnotwendige Funktion, Trink- und Waschwasser bereit zu stellen. Mit dem Aufkommen von Wasserleitungen, die das Nutzwasser direkt in die Häuser liefern, verschwand die ursprüngliche Funktion von Brunnen. Historische Brunnenanlagen gelten heute als Sehenswürdigkeiten und moderne, künstlerisch gestaltete Brunnen sind Anziehungs- und Treffpunkte im Stadtraum.

Stadtbrunnen in der Reichenstraße

Bildhauer: Alois Vogler (geboren 1934 in Buching)
Aufstellung: 1968

Nachdem 1965 der neugotische Stadtbrunnen abgebrochen worden war, um den zunehmenden Autoverkehr, der damals noch durch die Reichenstrasse lief, freie Bahn zu schaffen, schuf der Füssener Bildhauer Alois Vogler einen neuen Brunnen.
Als Brunnenfigur wählte er den hl. Magnus, den Missionar des Allgäus, der den Drache, das Symbol des Bösen, mit dem Zeichen des Kreuzes bezwang. Die Magnusfigur wurde in Bronze gegossen und auf eine 2,40 m hohe Säule aus Epprechtstein-Granit gestellt.
Am Magnustag, den 6. September 1968, wurde der Brunnen offiziell eingeweiht.

Gusseiserner Brunnen am Kappenzipfel

Gusseiserner Brunnen am Kappenzipfel
© Gusseiserner Brunnen am Kappenzipfel
Stadtarchiv Füssen

Als wichtige gesundheitliche Vorsorgemaßnahme errichtete die Stadt 1872 neue
Röhrbrunnen, die an das neue Wasserleitungsnetz angeschlossen wurden. Im Mai 1872 kamen drei gußeiserne Brunnenkästen, die vom „Königlichen Berg- und Hüttenamt“ gegossen und montiert wurden, von Sonthofen in Füssen an.
Einen großen Brunnen  stellte man am Kappenzipfel auf. Die beiden anderen platzierte man in der Hinteren Gasse und in der äußeren Vorstadt. Doch diese wurden später veräußert und zieren heute die Dorfplätze in Rieden und Roßhaupten.
Das Stadtwappen mit der Jahreszahl „1871“ – seitlich eingerahmt mit zwei Drachenwappen – schmückt  den Brunnenkasten.

Lautenmacherbrunnen am Brotmarkt

Lautenmacherbrunnen am Brotmarkt
© Lautenmacherbrunnen am Brotmarkt
Stadtarchiv Füssen

Bildhauer: Joseph Michael Neustifter (geboren 1949 in Eggenfelden)
Aufstellung: März 1990
Gestiftet von der Sparkasse Ostallgäu

Der Brunnen am Brotmarkt erinnert an die große Tradition des Füssener Lauten- und Geigenbaus. Nach einem Porträt des Lautenmachers Caspar Tieffenbrucker schuf Joseph Michael Neustifter die Brunnenfigur aus Bronze. Stolz hält der Instrumentenmacher seine Laute dem Betrachter entgegen.
Die Inschriften auf der Brunnensäule dokumentieren ausführlich diese kulturgeschichtliche Sonderleistung.
„Kaspar Tiefenbrucker (1514–1571), geboren in Tiefenbruck bei Roßhaupten war der bedeutendste Lautenmacher des Füssener Lands. Aus seiner Familie stammten die berühmtesten Lautenmacher Europas im 16. Jahrhundert. Um 1550 siedelte Kaspar Tiefenbrucker nach Lyon und kam zu königlichen Ehren.“
In einer Detailszene wird eine Werkstatt wiedergegeben, darunter Inschrift:
„Seit 1436 sind in Füssen Lautenmacher bekannt. Die Füssener Lautenmacherzunft von 1562 ist die älteste Europas. Die Stadt war damals Zentrum des europäischen Lautenbaus.“
In einem weiteren Relief ist die Arbeitsmigration illustriert. Ein Lautenmacher zieht mit geschultertem  Wandersack und Laute in die Fremde. „Füssener Geigenbauer zogen in viele deutsche und europäische Städte: Wien, München, Paris, Frankfurt, London, Rom, Leipzig, Neapel, Venedig, Prag, Padua, Budapest.“
Die letzte Darstellung zeigt eine Gruppe Musiker mit Geige und Lauten.
„Seinen Höhepunkt hatte der Füssener Lautenbau im 16. Jahrhundert. Durch den 30jährigen Krieg kam er fast zum Erliegen. Im 18. Jahrhundert erfuhr Füssen seine Blüte im Geigenbau.“
Am Rand des Brunnenbeckens ist ein Geldbeutel liegen geblieben, eine Hommage an den Stifter des Brunnens, die Sparkasse.

Mädchenbrunnen in der Ritterstraße

Bildhauer: Josef Walk
Einweihung am 07.07.2001,
Schenkung von Privatpersonen an die Stadt Füssen.

Mit den bronzenen Mädchenfiguren des Roßhauptener Künstlers Josef Walk erinnert der Brunnen an die Füssener Mädchenschule, die einst das Haus mit der Nummer 14 beherbergte. Der Boden aus Lechkieseln erinnert an die alte Pflasterung der Füssener Straßen.

SiebenSteinBrunnen am Kaiser-Maximilian-Platz

Bildhauer: Christian Mayer Tobin (geboren 1956 in München)
Aufstellung 1995
Gestiftet von der Sparkasse Ostallgäu

Zum 700jährigen Jubiläum der Stadt Füssen 1995 stiftete die Sparkasse Ostallgäu am Platz vor der Tourist-Information und dem neuen Sparkassengebäude den SiebenSteinBrunnen. Die Idee des Künstlers war es, mit sieben Säulen die sieben Jahrhunderte Stadtgeschichte in Bewegung zu setzen.
Die sieben Säulen, die zwischen 2,80 m und 3,50 m hoch sind und ein Gesamtgewicht von circa 16 Tonnen auf die Waage bringen, wurden aus einem Rohblock eines Urgesteins aus dem Perm (200 bis 250 Millionen Jahre alt), dem Lamprophyr aus Sora bei Bautzen in der Oberlausitz, heraus gespalten. Jede Säule erhielt in Längsrichtung eine Bohrung und wurde in Kopf und Körper geteilt.
Kopf und Körper sind passgenau aufeinander eingeschliffen. Führt man nun durch die Bohrung Wasserdruck auf den Kopf, so wird der Kopf auf dem Wasserfilm frei beweglich. Verschiedenartige Ausformungen der Gelenkflächen bewirken unterschiedlich schnelle Dreh-, Nick- oder Taumelbewegungen der Köpfe. Die Anordnung der Säulen zueinander und die unterschiedlichen Bewegungsformen der einzelnen Köpfe erwecken den Eindruck von Menschen, die in kleinen Gruppen zusammenstehen und sich unterhalten. So treten zwei vielleicht als Paar auf, während andere eine Dreiergruppe bilden, der mächtigste kommt als Begrüßer daher und einer, der „Spinner“, tanzt aus der Reihe. Die Abstände zwischen den Säulen sind so bemessen, dass man sie durchqueren kann, ohne nass zu werden.

Füssen-West-Brunnen

Ort: Ecke von-Freyberg-Straße / Hohenstaufenstraße
Entwurf: Franz Nagel

Schenkung des Vereins Füssen West an die Stadt Füssen.